5. November / km 4077

5. November / km 4077 / Zaoula Ech Cheikh (M)

Für alle die hoch gefahrenen Meter von gestern werden wir heute Vormittag reichlich mit langen Abfahrten mit wunderschönem Gebirgspanorama belohnt. Die Tadlah Hochebene gehört noch nicht zum Mittleren Atlas, aber wir bewegen uns im Grenzgebiet. Sehr wenig Verkehr, so macht Radfahren richtig Spaß.

kurz nach Azrou

Das geht so bis circa zwei Stunden vor Sonnenuntergang. Genau wie gestern ist plötzlich richtig viel Verkehr. Für das was auf der Straße heute am Abend abläuft, findet man keine entsprechenden Worte mehr. Der IQ der marokkanischen Verkehrsteilnehmer scheint weit unter den einer faulen Banane zu fallen, mehrmals flüchten wir auf den unbefestigten Seitenstreifen –  eine lebensrettende Aktion.

Ich hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht: „trotz allem haben wir hier noch keinen einzigen Unfall gesehen“ – da hängt auch schon das erste zertrümmerte Auto im Graben. Ein paar Leute stehen außen rum, ist wohl gerade erst passiert. Vermutlich sind die Verletzungen schwerer wie nötig. So was wir Sicherheitsgurte oder Helme benutzt keiner.

Die letzte Stunde auf dem Rad war echtes Überlebenstraining. Nun sitzen wir im geschützten Restaurant, haben eine Tajine (marokkanischer Schmortopf) mit Lammfleisch verdrückt – sehr lecker!,  schauen den Männern nebenan zu,  wie sie sich schwungvoll ihren „Whiskey Maroccaine“ (Minzetee) eingießen – die Kanne muss dabei mindestens einen halben Meter über dem Glas schweben, so dass ein schöner Schaum entsteht. Rhythmisch zerteilt das Messer des Koches die Fleischstücke, die er von den großen Kuhteilen abschneidet. Offen am Haken hängend wir das Fleisch vor jedem Restaurant präsentiert. Die restlichen Tajines warten noch rauchend auf Abnehmer. Es riecht so gut, schade, dass wir schon satt sind.

das übliche Bild vor einem Restaurant

die typischen Schmortöpfe aus Keramik

Die letzten beiden Tage hatte ich zunehmend Abscheu empfunden, tagsüber aus den Radflaschen zu trinken. Ein prüfender Blick ins Innere bringt die böse Wahrheit ans Licht. Wir dachten ja den Stein der Weisen in unseren Aluminiumflaschen gefunden zu haben, zumindest in Sachen „gammlig werden“. Die ersten Wochen war das auch so. Doch nun kam auch noch die ganztägige Sonneneinstrahlung dazu, da muss auch Alu dem Schimmel nachgeben.

Daraus will ich aber nicht mehr trinken!

Eine Spülbürste hatten wir genau aus diesem Grunde mal gekauft. Leider passt sie nicht durch die Öffnungen der Flaschen. Dieter rückt direkt dem Plastik-Schaft mit Messer und Säge an den Kragen, hobelt Stück um Stück davon runter bis sich die Bürste durch den Flaschenhals zwängen lässt. Nun liegt zwar der ganze Boden voller blauer und weißen Borsten, aber man kann wieder mit Genuss aus den blitzeblanken Flaschen süffeln.

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