13. November / km 4700

13. November / km 4700 / Agadir Al Massira, Flughafen (M)

Wir sind nicht mehr über s Rollfeld gefahren, – der Tacho ist wirklich wenige Meter vor dem Flughafengebäude auf exakt  4700 km gesprungen.

vor dem Flughafen Agadir Al Massira

Die Räder müssen samt Gepäck erst mal durch den Scanner. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass sie dort durch passen, aber sie verschwinden tatsächlich in dem großen schwarzen Kasten und laufen über das Förderband. Die erste Hürde ist geschafft. Im Anschluss verpacken wir alles in die mitgebrachten Planen.

Ein letztes Foto vor der Abreise… alles gut einwickeln!

Gepäck und Räder übergeben wir in die Hände des Flughafenpersonals. Heute Abend sollten wir wieder in Saarbrücken sein. – „Inshallah!“

An dieser Stelle möchten wir allen danken, die täglich mitgelesen und uns begleitet haben.

12. November / km 4677

12. November / km 4677 / Agadir (M)

Aus den mächtigen Stadtmauern von Taroundannt hinaus, rollen wir Agadir entgegen. Den ganzen Tag begleitet uns rechter Hand der Hohe Atlas, linker Hand der Anti Atlas, so dass uns das  Bergpanorama noch erhalten bleibt. Die Berge fallen bis zum Meer hin ab.

ein Stück der Stadtmauer von Taroundannt mit Hohem Atlas

Keine Lust auf Nationalstraße und LKWs. So versuchen wir andere Wege zu finden. Das klappt nur bedingt, die LKW s konnten wir uns jedoch vom Leib halten …

ein weiterer Teil aus der Serie „Experimentelles Fahren“

In Agadir kaufen wir Verpackungsmaterial bei – Mr. Bricolage (Planen, Schur, Klebeband … für Gepäck und Räder). Im Supermarkt nebenan gibt es alles was der hungrige Magen begehrt. (Auf dem Land ernähren wir uns hauptsächlich von „La Vache qui rit“, Thunfisch, Brot, Joghurt, Marmelade, Bananen, Keksen und gekochtes Ei – mehr gibt es meistens nicht zu kaufen.)

Bis wir zum Strand ans Meer kommen ist es zwar schon dunkel, aber trotzdem ein Genuss den Wellen zu lauschen und die Lichter der Stadt irgendwo in der Bucht verschwinden zu sehen.

So richtig begriffen haben wir es noch nicht, dass es morgen nach Hause geht… Dass wir nun sechs Wochen im Sattel saßen um bis hierher zu gelangen, und dass wir innerhalb von wenigen Stunden in Deutschland zurück sein werden – verrückte Welt!

11. November / km 4574

11. November / km 4574 / Taroudannt (M)

Am Morgen ist die schiefe Tür zu unserem Zimmer endgültig aus den Angeln gebrochen. Der Familienälteste begutachtet auch gleich den Schaden. Der ganze Türrahmen ist so morsch, dass es ein Wunder ist, wie er diese Tür überhaupt noch so lange halten konnte. Der alte Mann nickt bedächtig und weise „c´est fini“ kommentiert er und trippelt davon.

… c´est fini

6:30 Uhr. Vor der Abfahrt einen Cafe – das wäre schön. Gerne bringt uns der Sohn der Familie das Gewünschte, dann verschwindet er mit einigen anderen Männern im Nebenraum. Sie sind wild am Palavern. Als ich später um die Ecke schiele um eventuell noch einen weiteren Cafe zu bestellen, erblicke ich stapelweise Patronengurte auf dem Sofa. … einen Cafe dürfen wir auch noch trinken. „Macht hinter Euch die Tür zu, wenn Ihr fertig seid – wir gehen jetzt auf die Jagd – Kaninchen und Mufflons schießen“.

Wir ziehen die Türe hinter uns zu und verlassen Ijoukak zum Grande Finale. Bei schönstem Wetter erklimmen wir den Pass und berauschen uns auch heute am Bergpanorama, das fantastischer kaum sein könnte.  Unterwegs treffen wir tatsächlich auf zwei Radfahrerinnen aus Holland, die oben am Pass übernachtet haben und uns entgegen rollen.

von ganz da unten sind wir gekommen

Oben am Grat kann man beobachten wie die Wolken über den Kamm gezogen kommen. Die Abfahrt wird also recht spannend. Wir ziehen alle warmen Klamotten über, die wir mit haben. Licht an, Stirnlampe – damit wir hoffentlich gesehen werden. Die Wolken sind oben so dicht, dass man schwerlich ein paar Meter sehen kann. Ein Wohnwagenfahrer steht recht verschüchtert am Rand der Straße, frägt uns ob wir deutsch sprechen und denn wirklich von da oben kommen…“klar!, da oben scheint die Sonne“ … „Euch graust´s aber auch vor nix“ sagt er daraufhin… Ganz langsam geht s berg ab, bis wir wieder ins Helle gelangen.

Je weiter wir Richtung Taroudannt kommen, je mehr wünschen wir uns direkt weiter ins Anti Atlas Gebirge zu flüchten, dessen Silhouette  genau vor uns liegt. Da ist es bestimmt ähnlich schön und ruhig!

Aber es hilft alles nicht´s. Wir müssen Richtung Agadir, übermorgen geht von dort der Flieger und es gibt noch Einiges zu erledigen…

… alltägliches Bild im Straßenverkehr

10. November / km 4443

10. November / km 4443 / Ijoukak  (M)

Eine gute Entscheidung, diese Straße durch den Hohen Atlas gewählt zu haben. Sonne und Wolken wechseln sich ab, während wir uns auf der Straße immer höher in die Berge schlängeln. Wie erwartet fährt sehr wenig Verkehr, analog dazu reduziert sich der gute Straßenbelag. Aber das Bergpanorama … das ist so was von überwältigend schön. Oft bleiben wir einfach stehen und schauen fasziniert… sogar der „Toubkal“ versteckt sich nicht in der Wolken, sondern zeigt uns seinen über 4100 Meter hohen, schneebedeckten Gipfel.

Und endlich mal Dromedare

einfach nur schön hier oben …

… wenn das kein Panorama ist

der schneebedeckte Gipfel des Toubkal

Die Menschen grüßen freundlich, rufen „bonjour monsieur, bonjour madame“. Kinder sitzen am Straßenrand, puhlen aus riesig großen, reifen Granatäpfeln die roten Kerne.

Es gibt sogar eine, wenn auch recht abenteuerliche Übernachtungsmöglichkeit. Die Radels können ebenerdig mit uns ins Zimmer fahren, die Tür hängt ganz schief in ihren Angeln, man repariert noch schnell den Abfluss der Dusche, holt Gas aus dem Nachbarhaus – und schwupps, ist sogar das Wasser warm. Es war ein perfekter Tag. Wir sind uns einig, dass es in Marokko bisher die mit Abstand allerschönste Etappe gewesen ist.

9. November / Marrakesch

9. November /  Marrakesch (M)

Seit wir Saarbrücken verlassen haben, sind Dieter´s Haare ganz schön nachgewachsen. Ein guter Moment für einen Besuch beim Barbier. Direkt um die Ecke befindet sich ein kleiner Salon und es ist eine Freude zu beobachten, wie der gute Mann elegant mit Rasierer, Klinge, Pinsel und Schere hantiert. Natürlich sitzt jeder Handgriff, ein schwungvolles Schauspiel. Bald sind die Haare so exakt geschnitten, wie schon lange nicht mehr. (zuhause ist das mein Part …)

Wir laufen den ganzen Tag umher, lassen uns treiben, entdecken ständig Neues. Marrakesch hat so viele gegensätzliche Gesichter. Judenviertel, prunkvolle alte Paläste, bitterste Armut, quirlige Gassen, Tristesse und Endzeitstimmung direkt von dem Stadttor, da wo das „tote Fell“ (das ohne Fett) aus den Gerbereien hingeworfen wird. Kaum zu glauben wie schnell und wie oft sich der Wechsel zwischen Vorzeigemarrakesch und dem anderen Marrakesch vollzieht, wenn man durch die Stadt unterwegs ist.

Säulen in den Saadiergräbern

Endlager fürs „tote Fell“ aus den Gerbereien

Laut ist es, – und anstrengend sich gegen all die selbsternannten Führer und Verkäufer freundlich durchzusetzen aber auch einfach wahnsinnig fremd, bunt und schön …

Wandmalerei vor einer Schule

Müde sind wir zurück ins Riad gekommen. Heute werden wir bald ins Bettchen kriechen, morgen früh klingelt der Wecker, dann satteln wir erneut die Hühner. Die Karawane zieht nun weiter über den Tiz ´n Test – Pass in Richtung Agadir. Ob der Pass ans Internet angeschlossen ist, können wir nicht vorhersagen, aber wir werden danach suchen …

8. November / Marrakesch

8. November /  Marrakesch (M)

Göttlich geschlafen und gut ausgeruht. Das Medikament vom grünen Mond hat über Nacht gegriffen.  Gilles bereitet uns ein leckeres Frühstück, mit hausgemachter Feigenmarmelade, Kaktusfeigenhonig, süßen Teilchen, brät sogar Spiegeleier. Wir starten kerngesund in den Tag.

Der ist leider sehr verregnet, so dass wir uns in das Labyrinth der nah gelegenen, größtenteils überdachten Souks (Marktstraßen) verkriechen. Das wahnsinnige Überangebot erschlägt. Schuhe, Süßigkeiten, Holzeinlegearbeiten, Gewürze, Seifen, Silber, Leder … alles in unendlichen Massen – wer soll das alles bloß kaufen? Wir genießen es, rumzuschlendern und sind froh in den Souks nicht mit dem Rad unterwegs zu sein. Mopeds und Räder sind eh verboten, aber Verbotsschilder werden sowie ignoriert …

bergeweise süße Sachen

Gewürze, Henna, Arganöl …

Dass es außer uns noch weitere Touristen gibt, sind wir gar nicht gewohnt. Hier in Marrakesch sind gefühlt alle Touristen dieser Erde versammelt. Bisher trafen uns nur neugierige Blicke, aber niemand versuchte uns etwas zu verkaufen. Hier sind die Sitten rauher, da fällt auch schon mal ein „Fuck you“ wenn man nicht gleich die ganzen Kupferkesselstraße  leerkaufen will … und die Kinder wollen permanent zehn Dirham haben, das entspricht in etwa 1 Euro.

Am Abend gab´s Fisch. Das Restaurant lag weit ab von irgendeiner Sehenswürdigkeit. Wir sind einfach nur vor dem strömenden Regen geflüchtet. Unser Tischnachbar hat für uns das gleiche wie er auch vor sich hatte,  bestellt – Es sah genial aus und schmeckte auch genauso  gut! Später kommt die obligatorische Frage, wo wir denn her kommen. – mit dem Fahrrad aus Deutschland – soweit … „in Deutschland war er nur einmal“, erzählt er uns, „die Stadt wo ich war hieß Saarlouis …“ Nee, oder? Nicht nur das Saarland ist klein!

Zurück in unserer Wohlfühloase befragen wir die Landkarten von Gilles wegen der weiteren Strecke. Die Entscheidung fällt momentan auf die Tour über die Berge, der Pass hat eine Höhe von 2100 m. Es ist möglich, dass wir sehr schlechtes Wetter haben werden, aber bei gutem Wetter muss das Panorama im hohen Atlas einfach grandios sein. No Risk, no Fun!- heißt es immer … nach dem Grundlagenausdauertraining nun auch das Höhentraining? – Zum Reinigen der zugerußten  Lungen wär´s perfekt!

7. November / km 4346

7. November / km 4346 / Marrakesch (M)

Beim Marathon reicht es meistens bis zur Ziellinie und keinen Meter weiter. So ist es uns, vor allem mir, gestern ergangen. Die Zieletappe war hart. Dieter fährt die 131 km „quasi im Stehen“  weil der Hintern nicht mehr mag, ich muss ständig in die Büsche und das Gedärm krampft munter vor sich hin. Das ist ein Spaß! In Kelaa des Sraghna gibt es einen „leuchtenden grünen Halbmond“, die nette Apothekerin verkauft das passende Medikament.

Nur noch 100 km bis Marrakesch …

Auf den Straßen herrscht relativ viel Verkehr. Man glaubt ja gar nicht, welchen Nebel die LKW hinter sich her ziehen können. Erst streift der heiße Qualm aus dem Auspuff das linke Schienbein, die schwarze Wolke quillt direkt hinterher. Dann heißt es Luft anhalten und am besten erst mal nicht bewegen, rollen lassen, abwarten … Manchmal denke ich die Autos, Busse etc brennen. – Vermutlich ist das gar nicht so falsch, einige Motoren verbrennen scheinbar blankes Öl.

Nur noch 40- /20- /10 km bis Marrakesch … vor der Stadt ein letztes Mal schnell in die Büsche spingen … und dann rein ins Gewimmel.

Radfahren in den engen Gassen von Marrakesch ist „mal was anderes“. Kein LKW, der einem von der Straße drängt, dafür ein Ameisenhaufen aus Mopeds, Fahrrädern, Fußgängern, Eseln, Karren etc. Lange suchen wir nach einer Unterkunft. Viele sind ausgebucht oder unbezahlbar… Bis wir an die Tür des Riad „Abaca Badra“ klopfen. Hier gefällt es uns spontan. Ein wunderbarer Wohlfühlort. Der „Riadvater Gilles“ stammt aus Lille, kann mit vielen Tipps aufwarten und hält ein Willkommensbier für uns bereit. Perfekt! Nun sind wir angekommen!

Ein Traum von Innenhof, oder?

… unsere Wohlfühl Oase

Wahrscheinlich bleiben wir zwei Tage. Über die restliche Strecke – wir müssen ja noch bis Agadir weiter – machen wir uns morgen Gedanken. Gilles hat uns mit entsprechendem Kartenmaterial versorgt. (Der unbekannte Ort von gestern ist sogar verzeichnet: Pont d`Imdahane)

6. November / km 4215

6. November / km 4215 / Ort ohne Namen (M)

Es war die einzig mögliche Unterkunft und sie hat nur 9 Euro gekostet. Mehr war sie auch nicht wert. Dieses Hotel findet keine lobende Erwähnung. Sehr laut ist es, der Putz kommt von der Decke, ein schmutzigblauer Plastiküberzug ziert den Tisch und eine nackte Glühbirne baumelt charmant von der Decke. Der Spiegel draußen am Waschbecken ist zerbrochen, Wasser tropft von den Wänden. Trotz Ohrstöpsel haben wir nicht gut geschlafen, weiterhin muss ich des Öfteren zur Toilette – die leckere Tajine rumort im Gedärm …

Unausgeschlafen brechen wir in aller Frühe auf. Es hat geregnet. In den vielen Schlaglöchern steht noch das Wasser, doch die Wolken lichten sich. Der 6. November ist Feiertag: der Tag des „grünen Marsches“. Man gedenkt einem Marsch von rund 500.000 Marokkanern die damit von Spanien die Rückgabe „Westsaharas“ an Marokko erzwingen wollten. Das war 1975.

Feiertags haben die Läden genauso geöffnet wie sonst. Aber man bemerkt deutlich dass alle ihre guten Gewänder angelegt haben. Man ist irgendwohin unterwegs, sitzt einfach nur am Straßenrand zusammen, wartet auf irgendwas … viele arbeiten auch, pflücken neben der Straße Oliven, bastel an kaputten Autos, pflügen Felder.

Witzig anzusehen wie hinter jedem Traktor oder Eselspflug, die weißen Reiher in Scharen flattern. Sie wissen ganz genau, dass der Pflug die dicken Würmer zu Tage befördert.

In Reih und Glieg marschieren die Reiher dem Futter hinterher, das der Traktor zu Tage pflügt

Ein Bild hat sich uns jedoch geboten, das erschreckt: Die Müllmenschen von Kasbat Tadlah. Zusammen mit Schafen, Ziegen und Reihern durchwühlen sie die stinkenden Berge nach etwas Brauch- oder Essbarem. Und das nicht nur am schönen Feiertag!

Müllmenschen von Kasbat Tadlah

Wir sind nun kurz vor den Toren von Marrakesch angekommen, 128 steht auf den Kilometer-Steinen am Straßenrand. Wir sind gespannt, was uns der vorläufige Zielpunkt, das „touristische Aushängeschild Marokkos“ zu bieten hat.

5. November / km 4077

5. November / km 4077 / Zaoula Ech Cheikh (M)

Für alle die hoch gefahrenen Meter von gestern werden wir heute Vormittag reichlich mit langen Abfahrten mit wunderschönem Gebirgspanorama belohnt. Die Tadlah Hochebene gehört noch nicht zum Mittleren Atlas, aber wir bewegen uns im Grenzgebiet. Sehr wenig Verkehr, so macht Radfahren richtig Spaß.

kurz nach Azrou

Das geht so bis circa zwei Stunden vor Sonnenuntergang. Genau wie gestern ist plötzlich richtig viel Verkehr. Für das was auf der Straße heute am Abend abläuft, findet man keine entsprechenden Worte mehr. Der IQ der marokkanischen Verkehrsteilnehmer scheint weit unter den einer faulen Banane zu fallen, mehrmals flüchten wir auf den unbefestigten Seitenstreifen –  eine lebensrettende Aktion.

Ich hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht: „trotz allem haben wir hier noch keinen einzigen Unfall gesehen“ – da hängt auch schon das erste zertrümmerte Auto im Graben. Ein paar Leute stehen außen rum, ist wohl gerade erst passiert. Vermutlich sind die Verletzungen schwerer wie nötig. So was wir Sicherheitsgurte oder Helme benutzt keiner.

Die letzte Stunde auf dem Rad war echtes Überlebenstraining. Nun sitzen wir im geschützten Restaurant, haben eine Tajine (marokkanischer Schmortopf) mit Lammfleisch verdrückt – sehr lecker!,  schauen den Männern nebenan zu,  wie sie sich schwungvoll ihren „Whiskey Maroccaine“ (Minzetee) eingießen – die Kanne muss dabei mindestens einen halben Meter über dem Glas schweben, so dass ein schöner Schaum entsteht. Rhythmisch zerteilt das Messer des Koches die Fleischstücke, die er von den großen Kuhteilen abschneidet. Offen am Haken hängend wir das Fleisch vor jedem Restaurant präsentiert. Die restlichen Tajines warten noch rauchend auf Abnehmer. Es riecht so gut, schade, dass wir schon satt sind.

das übliche Bild vor einem Restaurant

die typischen Schmortöpfe aus Keramik

Die letzten beiden Tage hatte ich zunehmend Abscheu empfunden, tagsüber aus den Radflaschen zu trinken. Ein prüfender Blick ins Innere bringt die böse Wahrheit ans Licht. Wir dachten ja den Stein der Weisen in unseren Aluminiumflaschen gefunden zu haben, zumindest in Sachen „gammlig werden“. Die ersten Wochen war das auch so. Doch nun kam auch noch die ganztägige Sonneneinstrahlung dazu, da muss auch Alu dem Schimmel nachgeben.

Daraus will ich aber nicht mehr trinken!

Eine Spülbürste hatten wir genau aus diesem Grunde mal gekauft. Leider passt sie nicht durch die Öffnungen der Flaschen. Dieter rückt direkt dem Plastik-Schaft mit Messer und Säge an den Kragen, hobelt Stück um Stück davon runter bis sich die Bürste durch den Flaschenhals zwängen lässt. Nun liegt zwar der ganze Boden voller blauer und weißen Borsten, aber man kann wieder mit Genuss aus den blitzeblanken Flaschen süffeln.

4. November / km 3937

4. November / km 3937 / Azrou (M)

Die Radschuhe haben über Nacht leider nicht den feinen Minze-Geruch angenommen. Die Blätter liegen ausgedorrt im Schuh, mehr hat sich nicht getan. Schade, war ein Versuch.

Wir schieben die Räder aus den engen Gassen, fahren zur Neustadt und hinaus auf s Land. Bei uns werden samstags die Autos gewaschen, hier ist Sonntag der große Waschtag. – Nur dass wir mit den Autos nicht in die Saar fahren …

großer Waschtag am Sonntag – diese Szene beobachten wir heute des öfteren, manche Männer sitzen sogar gesellig im Fluss zusammen

In einem kleinen Ort feiert man lautstark eine: ?Hochzeit, Beschneidung, Beerdigung? Man kann einen kurzen Blick auf die Flötenspieler erhaschen. Sonst schirmt eine Mauer den Dorf- und  Festplatz vor neugierigen Blicken ab. Wir wollen auch gar nicht stören, lauschen von der Straße aus und ziehen weiter. Die Musik klang sehr orientalisch-fröhlich-feierlich.

Weniger feierlich ist es uns zumute wenn wir an die ganzen Höhenmeter denken, die wir heute zu überwinden haben. Es wird gebirgig und landschaftlich immer schöner. Der Wind ist wieder sehr stark, bremst uns ordentlich aus.

Die Marokkaner vertragen scheinbar die dünne Luft hier oben nicht. Vor allem die D-240-Mercedes-Fahrer mutieren zu hupenden, rücksichtslosen Vollgasidioten. Ich hoffe das wird morgen auf der anderen Straße besser.

Der Ort hier, Azrou, ist Ski- und Wandergebiet. So haben wir keine Probleme eine Unterkunft zu finden, sowie eine riesige, sehr lecker gewürtzte Portion Huhn, Reis, Fritten, Salat. Wenn man sich durchfrägt findet man sogar eine Bar wo´s ein Bier gibt. Diese Örtlichkeiten sind immer weit ab vom Schuss, da wo Allah es nicht sieht.

Manchmal braut man wohl auch Schneeketten in Marokko